Die Legende von der Selbstbefreiung Kärntens

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Peter Gstettner (In: Jahrbuch 2006 ”Erinnerungskulturen”, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes; Red.: Christine Schindler. Wien 2006, S. 80-105).

Die Legende von der Selbstbefreiung Kärntens.
Alte Töne und neue Varianten am Rande des ”Gedankenjahres 2005”

Erleichterung und Zufriedenheit mit dem Fortschritt in der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit signalisierte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der das ”Gedankenjahr 2005” ausrief und zur Eröffnung der Tagung ”Widerstand in Österreich 1938 – 1945” am 19. Jänner 2005 in Wien sagte: ”Viele Dinge werden heute endlich ausgesprochen und auch offen diskutiert: auch die Schuldfrage in den verschiedenen Institutionen, die nachfolgende Verdrängung auch nach 1945. All dies ist heute, Gott sei Dank, gut aufgearbeitet, wissenschaftlich dokumentiert und das wird sicherlich noch weitergehen”.
Ob Schüssel bei dieser Aussage auch an Kärnten und seinen ”freiheitlichen” BZÖ- Landeshauptmann und Koalitionspartner gedacht hat, darf bezweifelt werden. Die ”nachfolgende Verdrängung” ist nirgendwo so spürbar wie in Kärnten. In keinem Bundesland ist die Geschichte der Opfer der NS-Zeit weniger aufgearbeitet als in Kärnten. Am Ende des fast einjährigen ”Blicks in den Spiegel” – so nannte Staatssekretär Franz Morak die ”große Erfolgsgeschichte” des offiziellen Gedenk- und Gedankenjahres – befindet man sich in Kärnten erst am brüchig gewordenen Ende des großen Schweigens über die Verbrechen der Nazizeit. Um an das an sich richtige Bild von Franz Morak anzuschließen: Im dunklen Loch der Geschichte lässt sich eben schwer in den Spiegel schauen.

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Peter Gstettner (In: Jahrbuch 2006 ”Erinnerungskulturen”, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes; Red.: Christine Schindler. Wien 2006, S. 80-105).

Die Legende von der Selbstbefreiung Kärntens.
Alte Töne und neue Varianten am Rande des ”Gedankenjahres 2005”

Erleichterung und Zufriedenheit mit dem Fortschritt in der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit signalisierte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der das ”Gedankenjahr 2005” ausrief und zur Eröffnung der Tagung ”Widerstand in Österreich 1938 – 1945” am 19. Jänner 2005 in Wien sagte: ”Viele Dinge werden heute endlich ausgesprochen und auch offen diskutiert: auch die Schuldfrage in den verschiedenen Institutionen, die nachfolgende Verdrängung auch nach 1945. All dies ist heute, Gott sei Dank, gut aufgearbeitet, wissenschaftlich dokumentiert und das wird sicherlich noch weitergehen”.
Ob Schüssel bei dieser Aussage auch an Kärnten und seinen ”freiheitlichen” BZÖ- Landeshauptmann und Koalitionspartner gedacht hat, darf bezweifelt werden. Die ”nachfolgende Verdrängung” ist nirgendwo so spürbar wie in Kärnten. In keinem Bundesland ist die Geschichte der Opfer der NS-Zeit weniger aufgearbeitet als in Kärnten. Am Ende des fast einjährigen ”Blicks in den Spiegel” – so nannte Staatssekretär Franz Morak die ”große Erfolgsgeschichte” des offiziellen Gedenk- und Gedankenjahres – befindet man sich in Kärnten erst am brüchig gewordenen Ende des großen Schweigens über die Verbrechen der Nazizeit. Um an das an sich richtige Bild von Franz Morak anzuschließen: Im dunklen Loch der Geschichte lässt sich eben schwer in den Spiegel schauen.

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