09 Mai Rede des Vorsitzenden des Slowenischen Kulturverbandes Dr. August Brumnik anlässlich der Rizzipreisverleihung
Sehr verehrte Gäste!
Liebe Freunde!
Ich freue mich, Sie alle zur heutigen Verleihung des Vinzenz Rizzi-Preises begrüßen zu dürfen. Mein besonderer Gruß gilt dem Preisträger und allen zahlreich erschienen aktiven Kulturarbeitern aus dem unmittelbaren Betätigungsfeld des UNIKUMS, ich grüße im Namen der Veranstalter auch alle zahlreich erschienenen Freunde der Kunst und Freunde fortschrittlicher kultureller Anliegen sowie alle, die sich heute im k&k-Zentrum versammelt haben, um mit uns gemeinsam zu feiern. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir heute in diesem schönen Multikulturalität atmenden k&k-Zentrum feiern. Zahlreiche Aktionen des UNIKUMS in Zusammenarbeit mit dem k&k-Zentrum und mit dem Slowenischen Kulturverband sind deutlicher Beweis dafür, dass wir ähnliche, bzw. gemeinsame Ziele verfolgen.
Zunächst wollen wir mit einer Schweigeminute des Vincenc Rizzi Preisträgers des Jahres 2007 Univ. Prof. Dr. Karl Stuhlpfarrer gedenken, dessen Begräbnis heute in Wien gewesen ist.
Der Slowenische Kulturverband und der Zentralverband slowenischer Organisationen wollen mit der Verleihung des V.Rizzi-Preises kleine Signale setzen für Werte, die in Kärnten immer wieder in Frage gestellt werden. Es geht um die Würdigung jener Wertvorstellungen, deren Themenspektrum eine breite Palette des kulturellen und zivilgesellschaftlichen Engagements umfasst, wie etwa Kultur ohne Nationalismus, Menschenrechte, Hintergründe der Ausländerfeindlichkeit, kulturelle Vielfalt und Menschenwürde für alle Bewohner in unserem Lande. Das UNIKUM ist ein lehrreiches Beispiel dafür, dass Begriffe wie kulturelle Vielfalt, Toleranz, Demokratie und Innovation im öffentlichen Diskurs immer wieder hinterfragt werden müssen. Wir alle sind doch Zeugen einer besorgniserregenden Entwicklung. Der kritische Zugang zu gesellschaftspolitischen Fragen wird mit perfiden Mitteln der Macht erschwert und verhindert. Die notwendige öffentliche Auseinandersetzung über die kulturpolitische Situation in Kärnten gibt es nicht. Die Forderung nach einer derartigen Auseinandersetzung wird von der Politik desavouiert, wenn nicht sogar als hetzerische Aktionen der Linken diffamiert.
Die Kulturinitiative UNIKUM, die seit der Machtübernahme der FPÖ (und jetzt des BZÖ) um ihr Überleben kämpft, weiß aus eigener Erfahrung einiges über die flagrante Ungleichbehandlung der Kulturschaffenden in Kärnten zu berichten. Gegen jene, die abseits der gängigen „Kantnaliadln“ agieren wollen und sich um die Bildung einer freien, kritischen Kunstszene bemühen, wird ein Instrumentarium eingesetzt, dass in Kärnten leider kaum – und wenn, dann nur vereinzelt – Widerspruch findet: nämlich das Instrumentarium der Diffamierung und das Instrumentarium der finanziellen Aushungerung.
Sollen wir uns also wundern, dass die Aushungerung der progressiven und systemkritischen Kulturarbeit zugunsten der „Evenkultur“ in eine monokulturelle Einöde führt und dass der in Kärnten besonders verbreitete Bazillus des gesunden Volkempfindens das kulturelle Geschehen beherrscht!? Es ist sicher nicht einfach auf diese Fragen klare Antworten zu geben. Doch es gibt sie.
Das UNIKUM ist ein Beispiel dafür, dass das verklärte Kulturbild Kärntens auch ausgesprochene Lustgefühle erzeugen und künstlerisch eine Herausforderung darstellen kann. Man kann also – neben allen berechtigten Lamento – an der miesen Situatíon auch profitieren. Der Jammerton und die Angst vor dem Widerspruch sind lähmende Faktoren, die – wenn wir Veränderung wollen – sich wandeln müssen in einen Motor, der ganz schön zünden kann. Das UNIKUM hat uns das mit seinen Aktionen immer wieder vorgeführt und gezeigt, dass das Explosive der gegenwärtigen monokulturellen Ausrichtung des Landes niemanden im kulturellen Bereich kalt lassen kann. Das ist eine Gegebenheit, die auf den Inhalt der Kunst Rückwirkungen hat. Leider gibt es kaum derartige, mutige Initiativen. Das UNIKUM ist eine der wenigen, die nicht im vorauseilenden Gehorsam, um Gelder zu bekommen, „brav“ geworden sind. Im Gegenteil.
Mit dem UNIKUM verbinden wir einfallsreiche, intelligente und begeisternde Initiativen gegen geistige Enge, ideologische Verblendung und obrigkeitshörige Heimatpflege. Aufmunternd und erfrischend für das Kulturverständnis in Kärnten sind aber auch die zahlreichen Aktionen gegen jene Bereiche der vorherrschenden und dominanten traditionellen Volkskultur , die ausschließlich dem Kommerz, den heimattümelnden Pflegern und den heile Welt vortäuschenden Erbgutwahrern überlassen werden.
Kulturelle Vielfalt, geistige Offenheit und Toleranz prägen nach wie vor UNIKUM´s kulturpolitische Akzente. Wir schätzen sie als wertvolle Denkanstöße zum Aufbau einer Gegenöffentlichkeit, damit der kulturelle und politische „Kärntner Einheitssound“ in seiner uneingeschränkten Entfaltung empfindlich geschwächt wird.
Wir sind gemeinsam gefordert, die Missstände im Kulturbereich zu beseitigen und für eine nachhaltige Trendumkehr zu sorgen. Dazu gehört aber uch die bedingungslose Auseinandersetzung mit einem anderen merkwürdigen Kärntner Unikum. Damit meine ich nicht den heutigen Preisträger. Ich meine jenes Kärntner Unikum im Glanzlicht der Liste der kulturpolitischen Unzulänglichkeiten, das den Zugang zur slowenischen Sprache be- und verhindert und in keiner Weise fördert. Es geht um die ununterbrochene Ausgrenzung des slowenischen kulturellen Interesses aus dem Bereich des Öffentlichen. Dieser geistigen Haltung hat das UNIKUM immer mit Selbstbewusstsein getrotzt. Die Zweisprachigkeit wird mit kompromissloser Konsequenz praktiziert und mit ihrem Kreativpotential als Selbstverständlichkeit in das kulturelle Alltagsleben integriert. Es ist leider so, dass es in Kärnten wenige Kulturträger gibt, die bestrebt sind das Leben so zu gestalten, dass ethnische und sprachliche Differenz bereichernd statt bedrohlich erfahren wird. Das ist der entscheidende Punkt, wenn von Wertschätzung und Würde unserer politischen Kultur die Rede ist.
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Das gestalterische Moment und der kommunikative Prozess wurden in konkreten Aktionen verdeutlicht, um die Reflektion auf die Ausgrenzung der slowenischen Sprache deutlich zu machen. In guter Erinnerung geblieben sind mir Aktionen wie „Kärnten übt sprechen“, „Wo geht´s hier nach Celovec?“ oder „Großmutter ist nicht mehr“, Aktionen zum Aufspüren der verworfenen und verniedlichten slowenischen Kultur in Kärnten.
Das UNIKUM hat sich in herausragender Weise aktiv für die Erhaltung der Volksgruppenrechte und um die Förderung einer Kultur des Zusammenlebens verdient gemacht, es hat sich dafür eingesetzt und hat mit seiner Arbeit einige dieser Zielvorstellungen vorbildlich umgesetzt. Besonders beeindruckend ist sein Engagement, nötig, wichtig und mutig. Und wie ich hoffe, auch ermutigend, so dass viele dem UNIKUM nacheifern sollten.