RIZZI-PREISVERLEIHUNG 🗓

DER RIZZI-PREIS

für zukunftsweisende Initiativen auf dem Gebiet der interkulturellen Verständigung (für ihr Lebenswerkals Wissenschaftlerin, Autorin, Übersetzerin, Pädagogin sowie gesellschaftspolitische Aktivistin und Zeitzeugin)

wird verliehen an

Doz. Ao. Univ.-Prof. Dr.

KATJA STURMSCHNABL

3. 10. 2019, ob 19.00 , Kärntner Landesarchiv / Koroški deželni arhiv, St. Ruprechter Str. 7 / Celovec/Klagenfurt

LAUDATIO
o. Univ.-Prof. emer. Dr. Dr. h.c. mult. Johannes Koder

Katja Sturm – Schnabl wurde in einer slowenischen bäuerlichen Familie geboren, die sich ihr Zuhause in Zinsdorf unter dem Magdalensberg geschaffen hat. Ihr Vater war mystisch mit der Erde verbunden und die Mutter begeistert für Bücher und die Literatur. 

Nordöstlich von Klagenfurt am Rand des zweisprachigen Gebietes war die Familie ganz besonders der  Assimilierungspolitik ausgesetzt,  die sich mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus enorm gesteigert hat. Als Sechsjährige wurde sie mit ihrer Familie 1942 in  die deutschen  Lager Rehnitz und Eichstätt deportiert, wo ihre ältere Schwester Veronika ermordet wurde.

Nach der Heimkehr absolvierte  sie das humanistische Gymnasium in Klagenfurt und beendete das Studium der Slawistik (Fächer: Russisch, Serbokroatisch und Slowenisch), der Kunstgeschichte und der Byzantinistik.  Sie promovierte im Jahre 1973.

Sie war vorerst als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Balkankommission  ling. Abt. der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beschäftigt, danach an der Kommission  für Byzantinistik und übernahm schließlich im Jahre 1984 den Posten eines Universitätslehrers (Lektorin) für die slowenische Literatur am Institut für Slawistik an der Universität Wien, wo sie sich 1993 mit der venia legendi „Südslawische Philologie“ habilitierte. 

Ihr wissenschaftlicher Opus umfasst 6 Buchausgaben, darunter ihr Opus magnum „Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven“. 

 Beim Fonds für wissenschaftliche Forschung in Österreich beantragte sie das Projekt der „Enzyklopädie  der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten…“ das bewilligt und finanziert wurde. Sie hat 3 bändige Enzyklopädie  gemeinsam mit ihrem Sohn Bojan Illija – Schnabl redigiert und 2016 beim Böhlau Verlag herausgegeben.

Sie verfasste 99 wissenschaftliche Abhandlungen,  die in  slowenischer, französischer, russischer, serbokroatischer, deutscher und eine in japanischer Sprache  erschienen sind.

In Printmedien veröffentlichte sie 22 Abhandlungen. Aus dem Französischen, dem Serbokroatischen und Slowenischen übersetzte sie 3 Bücher und 128 wissenschaftliche  Artikel.

Als Wissenschaftlerin wurde sie zu Vorträgen  und  Symposien nach Paris, Manchester, Rom, Athen, Moskau, Ljubljana und Maribor eingeladen. 

Seit 2006 wirkt sie auch als Zeitzeugin, sie hielt  und hält Erinnerungsvorträge an österreichischen Mittelschulen und wurde als Zeitzeugin auch nach Paris und Moskau eingeladen. Als Zeitzeugin trat sie auch im Fernsehen und in den Printmedien auf und wirkte auch im Film „Senca sramote“ (Schatten der Scham) mit.

Im Jahre 2017 hielt sie am 8. Mai anlässlich des Jahrestages der Befreiung vom Naziterror auf Einladung der Österreichischen Bundesregierung im Bundeskanzleramt den Festvortrag. Diese Veranstaltung wurde vom ORF life  übertragen.

Für ihr Wirken bei  der Erhaltung der Erinnerung an die dunkelsten Zeiten der Geschichte erhielt sie das Goldene Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich.

Katja Sturm-Schnabl hat viele Generationen von Studenten der Slowenistik und Serbokroatistik (heute BKS) ausgebildet und den jüngeren Generationen der österreichischen Schüler das Wissen über das Schicksal der Kärntner Slowenen und überhaupt  der Opfer des Nationalsozialismus nähergebracht.

Mit der slowenischen Volksgruppe in Kärnten ist  sie immer in Verbindung geblieben, war sie doch viele Jahre Vorstandsmitglied des Verbandes der slowenischen Vertriebenen, einige Jahre auch Obfrau des Verbandes der Kärntner Partisanen, seit 1971 publiziert sie im Jahrbuch des Slowenischen Kulturverbandes.

Vincenc Rizzi (1816–1856)

Literarischer Vorkämpfer des Vormärz und Wegbereiter liberaler Ideen, setzte sich für die Gleichberechtigung aller Völker in den Habsburger Ländern ein. Sein Appell »Nicht unterdrückt, sondernerlernt soll die slowenische Sprache werden « war ein Aufruf zur Schaffung einer Kultur des Zusammenlebens in Kärnten, gültig nicht nur für seine Zeit,msondern auch für die kommenden Jahrhunderte. Seine Bedeutung reicht weit über die Grenzen der Kärntner Provinz hinaus. Dies beweisen die schwelenden und eskalierenden nationalen Konflikte im heutigen Europa.

Archiv